Der Künstler
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- Hauptkategorie: erotische Geschichten
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Sie saß auf einer Bank im Kunstmuseum und betrachtete fasziniert den Vogel aus hellrotem Teracotta, der vor ihr auf einer Säule stand. Er war im Begriff, davon zu fliegen. Strahlte Freiheit und Leben aus. Mit einem wehmütigen Lächeln dachte sie an ihre dürftigen Erfolge in Töpferkursen ihrer Kindheit zurück und bewunderte Menschen, die etwas so wunderschönes erschaffen konnten.
Etwas nasses, warmes an ihrer Hand ließ sie aufblicken. Vor ihr stand ein großer weißer zotteliger Hund im Blindenführgeschirr, der von einem hochgewachsenen Mann gehalten wurde. Sie starrte ihn an.
"Nanana, wer wird denn da so gaffen?" fragte er spöttisch. Verlegen entschuldigte sie sich. "Ist schon gut, ich bin das gewohnt." erwiederte er lächelnd. "Ich fühle das nur, wenn mich jemand intensiv ansieht." fügte er erklärend hinzu.
"Welche Skulptur sehen sie sich an?" fragte er, während er neben ihr auf der Bank Platz nahm. Sie beugte sich vor, um das Schild unter dem Kunstwerk besser lesen zu können. "Einen Waldadler aus den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas." antwortete sie.
"Und wie finden sie ihn?"
"Wunderschön. Er wirkt so lebendig. Als würde er sich im nächsten Moment bewegen, man kann jede einzelne Feder sehen. Einfach wunderbar." beschrieb sie ihn begeistert.
"Sie müssen ihn anfassen, kommen sie, zeigen sie mir den Weg!" Er zog sie hoch. Wiederstrebend legte sie die Hand auf seinen Arm und führte ihn zur Statue. Sie fand, dass er sehr nett, sehr anziehend aber auch etwas verrückt war.
"Das geht doch nicht, da steht, Berühren verboten!" wehrte sie ab, als er ihre Hand nahm und sie auf den kühlen Ton legte. Sie blickte sich panisch um, jeden Moment musste ein Aufseher kommen und sie zurechtweisen. "Lassen sie uns wieder zurück zur Bank gehen, die Leute gucken schon und wir bekommen Ärger!"
"Bekommen wir nicht! Ich darf das!" erwiederte er. Und nach einer kurzen Pause fügte er mit einem jungenhaften Lächeln hinzu: "Ich bin der Künstler."
Sie schloß die Augen. Oh mein Gott wie peinlich, dachte sie.
"Ähm, wissen sie, ich muss jetzt wirklich gehen, danke dass sie mir ihre Kunst näher gebracht haben." stammelte sie noch mühsam hervor, bevor sie sich zum Gehen umwand. Doch ein "Warten sie bitte!" ließ sie stehenbleiben. "Es tut mir leid, dass ich mich nicht sofort zu erkennen gegeben habe. Möchten sie noch weitere Arbeiten dieser Art sehen?" Sie sah in sein verlegenes Gesicht. "Ja, das möchte ich." Sie musste lächeln. "Dann kommem sie morgen Nachmittag in mein Atelier." Er hielt ihr eine kleine Karte hin.
Das kleine Haus war erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Zwischen zwei Neubauten lag es ein wenig zurück. Weiß gestrichen, mit grünen Fensterläden und dicht mit Weinlaub bewachsen. Mit einer Mischung aus Neugier und Aufregung klingelte sie an der Tür.
Nach wildem Hundegebell und einem Fluch wurde die Türe geöffnet. Vor ihr stand der Künstler, eine Hand fest im Nackenfell des freudig bellenden Hundes, die andere Hand am Türrahmen, damit er nicht von ihm nach vorne gezogen wurde.
"Schön, dass sie gekommen sind, ich habe ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet." begrüßte er sie freundlich. "Oh, wenn ich ungelegen komme..." begann sie verlegen, wurde aber durch den großen Zottelhund unterbrochen, der nun an ihr hochsprang. Sie hatte Mühe das Gleichgewicht zu behalten und er konnte sich vor lachen kaum halten. "Nein, kommen sie herein, ich freue mich, dass sie hier sind und Flöckchen freut sich auch."
"Flöckchen?" sie sah das kleine Kalb kritisch an. Er tastete nach dem Hund und zog ihn zurück. "Nun kommen sie schon herein."
Sie folgte ihm ins Haus und sah sich neugierig um. Sie durchschritten ein großes Wohnzimmer und gelangten in einen Wintergarten. Mitten im Raum stand ein großer Eichentisch auf dem verschiedene Werkzeuge lagen. Auf unterschiedlich hohen Säulen standen Skulpturen von Tieren und Menschen. Mal nur ein Kopf oder eine Büste, mal ein ganzer Körper.
Fasziniert strich sie über den Kopf eines Panthers aus Sandstein. Wie konnte man etwas, so lebensecht darstellen, wenn man nicht sehen konnte?
"Wie machen sie das? Wie erwecken sie totes Material zum Leben?" fragte sie neugierig.
"Ich erzähle es ihnen, während ich uns Tee mache."
Sie gingen in die Küche und sie sah ihm zu, wie er einen Wasserkessel füllte und auf den Herd stellte. "Mögen sie Orange?" Er griff in einen Schrank und holte eine Dose heraus, öffnete sie und hielt sie ihr hin. "Hat er nicht einen wunderbaren Duft?" Sie nahm einen tiefen Atemzug und stimmte ihm zu. Er stellte eine Teekanne und zwei Tassen auf ein Tablett und drehte sich zu ihr um.
"Nun zu ihrer Frage. Da ich mein Model nicht sehen kann, nehme ich entweder einen Gipsabdruck oder berühre es." Sie konnte ihren Blick nicht von seinen Händen lösen. "Manchmal auch beides. Zuerst versuche ich mir einen groben Eindruck zu verschaffen und nach und nach ertaste ich die Feinheiten." fuhr er fort.
"Nehmen wir mal an, ich würde ihren Kopf modellieren wollen." Er trat auf sie zu. "Dann würde ich zuerst dieses tun." Er legte ihr beide Hände vorsichtig auf den Kopf. Umrahmte ihr Gesicht und fuhr durch ihr schulterlanges Haar. Sie hielt den Atem an und bekam ein flaues Gefühl im Bauch.
"Dann würde ich die Konturen ihres Gesichtes ertasten." Seinen Worten folgten seine Fingerspitzen, die sich auf ihren Haaransatz legten. Über ihre Stirn strichen, der Form ihrer Augenbrauen folgten, ihre Wangenknochen und die schmale Nase nachzeichneten. Er berührte mit dem Daumen ihre leicht geöffneten Lippen, während er mit dem Zeigefinger der anderen Hand über ihr Kinn strich. Sie sah in sein konzentriertes Gesicht und spürte das Verlangen, es zu berühren, als ein lauter Pfiff sie hochschrecken ließ.
"Oh, das Teewasser." Er lachte leise.
"Bei Tieren habe ich übrigens ganz schlechte Erfahrungen mit Gipsabdrücken gemacht." Sie sah ihn ungläubig an. "Sie haben Gipsabdrücke von Tieren gemacht? Zum Beispiel von diesem Adler im Museum?" Nach einem Blick in sein grinsendes Gesicht erkannte sie, dass er nur die hinter ihnen liegende Situation überspielen wollte. "Nein, haben sie natürlich nicht. Veräppeln sie mich nur!" Sie lachten beide.
Nachdem er den Tee zubereitet hatte drückte er ihr das Tablett in die Hand. "Kommen sie, wir gehen ins Wohnzimmer."
Sie setzten sich auf die Couch und er erzählte von sich. Dass er vor seinem Autounfall, bei dem er sein Augenlicht verlor, in Wahrheit blind war für die Schönheit um sich herum. Sein langer Weg zurück ins Leben. Wie er begann, sich für Kunst zu interessieren. Über die Welt im Dunkeln und wie sehr die übrigen Sinne geschärft würden. Dass er sie an der Türe sofort am Vanillegeruch ihres Shampoos erkannt hatte. Sie lachten über ihre erste Begegnung im Kunstmuseum und über Flöckchen, der sich nicht entscheiden konnte, vor wessen Füßen er es sich bequem machen sollte.
Nach nur kurzer Zeit, hatte sie das Gefühl, ihn schon eine Ewigkeit zu kennen. Und in ihr lieferten sich der Wunsch, ihn noch sehr viel näher kennenzulernen und ihr Vorsatz, nicht sofort mit jemandem ins Bett zu springen, einen harten Kampf. Sie konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er ebenso mit sich rang. Und durch seine verlegene Andeutung, es sei eine Ewigkeit her, dass er mit einer Frau alleine gewesen wäre, konnte sie sich gut vorstellen, wie sehr er sich danach sehnte.
Als sich ihre Hände berührten und er seine Handfläche gegen ihre presste, beugte sie sich vor, küsste ihn sanft auf die Wange und stand auf.
Sie wusste, dass sie etwas in Gang brachte, was sie so, noch nie erlebt hatte.
"Ich möchte dass Du mich modellierst."
Sie zog ihn mit sich in Richtung Wintergarten.
Sie zögerte einen Moment und begann dann, sich auszuziehen.
"Ich möchte, dass Du nicht nur meinen Kopf modellierst."
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er tief Luft holte und die Tischkante umklammerte, gegen die er lehnte. Nackt stellte sie sich vor ihn, nahm seine Hände und legte sie auf ihr Gesicht. Wieder berührte er es sanft. Fuhr über ihre Kehle zu ihren Schultern. Streichelte über ihre Arme, umfasste ihre Hände und führte sie an seine Lippen. "Was möchtest Du wirklich?" fragte er leise und seine Stimme klang rau.
"Alles!" sie umarmte ihn.
Er fegte mit einem Arm die Tischplatte leer, hob sie hoch und legte sie auf das kühle Holz. Umfasste ihre Füße und strich mit leichtem Druck über ihre Beine. Sie atmete schneller. Schloss die Augen, als er ihren Bauch berührte und seine Hände auf ihre Brüste legte, sie mit den Fingern umschloss und mit den Daumen liebkoste. Sie stützte sich auf, legte ihren Kopf in den Nacken und machte ein Hohlkreuz. Stöhnte leise, als er über ihren Rücken streichelte um danach mit festem Griff ihr Becken zu halten und dessen Knochen zu massieren.
Er hinderte sie am Aufsetzen, indem er sie zurück auf den Eichentisch drückte, ihre Hände auf die Tischplatte presste. Fand ihren Mund und küsste sie fordernd. Erforschte ihren Körper mit seinen Lippen und seiner Zunge, während er immer noch ihre Hände hielt. Sie brauchte ihm nicht zu sagen, wie sehr sie sich nach ihm verzehrte, er konnte es hören und spüren. War selbst kaum noch in der Lage, sich zurückzuhalten. Quittierte mit leise gemurmelten Liebkosungen, die Bemühungen ihrer Finger, ihm rasch das Shirt über den Kopf zu schieben und die Knöpfe seiner Jeans zu öffnen. Ihres Mundes, der seine Brust küsste und ihrer Hände, die über seine Bauchmuskeln strichen.
Rasch fiel der Rest seiner Kleidung zu Boden und mit einem Ruck brachte er ihren Schoß an die Tischkante. Sie schlang die Beine um seine Hüfte und zog ihn näher. Spürte seine Erregung zwischen ihren Schenkeln. Er beugte sich über sie, schob ihre Hände neben ihren Kopf und rieb seinen Oberkörper an ihrem. Küsste sie leidenschaftlich, als er langsam in sie glitt, biss ihr dabei leicht in die Unterlippe.
Sie schloss die Augen und wartete, bis er begann sich in ihr zu bewegen.
Als sie später engumschlungen, nebenan im Wohnzimmer auf der Couch lagen, räkelte sie sich zufrieden in seinen Armen. "Ich möchte aber wirklich, dass Du eine Skulptur von mir machst." Das Gesicht in ihrem Haar vergraben, murmelte er: "Ich mache alles, was Du willst. Wie möchtest Du es denn? So wie gehabt?" Und dann lachte er. "Oder lieber einen Gipsabdruck?" Sie stimmte in sein Lachen ein und schob ihren Po mit festen Druck gegen seinen Unterkörper. "Was denkst Du?" fragte sie.
"Oh nein, auf keinen Fall einen Gipsabdruck!" erwiederte er.
©Ann Phey (2001)